Abhalten: Der Begriff „Windelfrei“ verbreitet sich immer mehr. Bis vor ein paar Jahren hat noch kaum jemand davon gesprochen. Dennoch ist immer noch relativ wenig darüber bekannt welche Praktik dahinter steckt.
Kinder windelfrei großzuziehen ist vollkommen normal und gar nicht so außergewöhnlich, wie du vielleicht denkst. Eltern die Windelfrei praktizieren werden immer noch als Öko und alternativ angesehen. Der Unterschied ist aber nur, dass sich diese Eltern über alternative Möglichkeiten der Sauberkeitserziehung informiert haben. Auch in vielen Ländern in Asien und Afrika ist es bis heute normal, dass Babys und Kleinkinder kaum oder nur in Ausnahmefällen Windeln tragen.
Auch wir ziehen unseren Kleinsten Windelfrei groß. Besser gesagt Teilzeit-Windelfrei. Als unser großer Sohn auf die Welt kam, kannten wir aus dem Geburtsvorbereitungskurs nur Einwegwindeln und Stoffwindeln. Der Große ist schon immer ein sehr forderndes Baby gewesen. Daher haben wir uns erst nach seiner Geburt mit einigen Themen beschäftigt die uns heute noch begleiten. Dazu haben wir als erstes das Buch „Artgerecht“ von Nicola Schmid* verschlungen. Seit dem ist es eine kleine Bibel in Sachen Leben mit Kindern für uns geworden. In diesem Buch ist uns das Thema Windelfrei das erste mal begegnet. Im ersten Moment waren wir davon aber völlig unbeeindruckt denn wir hatten andere Probleme, die für uns schwerwiegender waren. Unser Baby hat nämlich in unseren Augen schlecht geschlafen.
Trotzdem ist uns damals schon aufgefallen dass er sich immer bemerkbar gemacht hat wenn er musste. Er wäre das perfekte Windelfrei Baby gewesen, wenn wir nur die Kraft gehabt hätten das durchzuziehen. Im Nachgang hätte uns Windelfrei vielleicht auch ein paar ruhige Minuten mehr geschenkt. Genau mit dieser Erkenntnis haben wir nun bei unserem 2. Baby mit dem Abhalten angefangen. Denn bei unserem 2. Kind ist es genau so. Er gibt Zeichen wenn er muss und auf die reagieren wir, oder eben nicht wenn es gerade nicht passt. Wenn wir jemanden erzählen dass wir Windelfrei praktizieren ernten wir oft fragende Blicke. Viele können sich einfach nicht vorstellen wie das funktioniert. So haben wir am Anfang auch gedacht, deshalb können wir jeden gut verstehen der das erst einmal komisch findet. Aber was genau ist denn Windelfrei überhaupt?
Bei Windelfrei handelt es sich der Definition nach um eine sanfte, nachhaltige Art der Babypflege. Sie distanziert sich von starren Überzeugungen und ist für jeden einfach umzusetzen. Windelfrei, auch bekannt als „elimination communication“, basiert auf der Kommunikation zwischen Eltern und Baby. Dadurch kann man dessen Bedürfnisse leicht erkennen. Genauso wie das Baby müde oder hungrig Signale sendet, zeigt es auch an, wenn es „muss.“ Die Kunst besteht darin, die Signale richtig zu interpretieren und dein Baby rechtzeitig über einem Töpfchen* (-10% Code: Easy-Deal10-AF), Waschbecken oder der Toilette abzuhalten. Je besser eure Verständigung, desto einfacher wird es. In vielen Kulturen ist windelfrei bereits fest im Familienleben verankert, sodass es für alle Beteiligten ganz natürlich ist, diese Methode zu nutzen. In Deutschland bevorzugen die meisten Eltern Teilzeit-Windelfrei, während bestimmte Situationen oder Entwicklungsphasen eine Windel erforderlich machen.
Stoffwindeln* sind hierbei ideal, da du den Rhythmus deines Babys besser nachvollziehen kannst. Durch Stoffwindeln gewinnt ihr als Eltern ein besonderes Gespür für die Bedürfnisse eures Babys und könnt auch ganz nebenbei mal das Experiment wagen das Baby nach Bedarf abzuhalten.
Durch das aufmerksame beobachten deines Babys wirst du seine charakteristischen Signale erkennen. Starte windelfrei am besten während der ersten zwei Lebensjahre deines Babys, da es mehrere günstige Zeitfenster gibt, um diese Methode erfolgreich einzuführen.
Windelfrei bringt eine gewisse Freiheit mit sich. Es ist kein entweder – oder, sondern eine flexible, nachhaltige Methode der Kommunikation. Es wird die besondere Verbindung zwischen Dir und deinem Baby fördern. Beobachte dein Baby aus einem neuen Blickwinkel, lerne seine nonverbalen Signale zu verstehen. Dein Baby wird sich wohler fühlen wenn es frei ausscheiden kann.
Hab Geduld, denn der Prozess erfordert Zeit und Übung. Dafür ist aber die Belohnung groß, wenn du eine tiefe Bindung und einen bewussteren Umgang mit der Umwelt entwickelst. Windelfrei ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch eine bereichernde Erfahrung für dich und dein Baby.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten dir Unterstützung zu holen wenn auch Du mit Windelfrei anfangen möchtest. Das Buch von Nicola Schmid „Artgerecht“* gibt eine grobe Anleitung dazu wie Windelfrei funktioniert und in welchen Zeiträumen der Beginn damit Sinn macht. Weitere Informationen erhältst du in dem Buch von Lisa-Marie Larfah „Allesfrei!? Windelfrei“*. Sie geht detaillierter darauf ein welche Abhaltepositionen möglich sind und wie man Windelfrei praktisch umsetzen kann. Eine weitere Option, die wir auch in Anspruch genommen haben ist die eines Workshops eines Windelfrei Coaches vom Artgerecht Projekt. Diese findet man über die Seite artgerecht-projekt. Alle 3 aufgeführten Möglichkeiten haben wir selbst genutzt und können sie guten Gewissens empfehlen.
Hoffentlich konntest du ein paar tolle Ideen mitnehmen! Vielleicht bist du davon auch schon überzeugt, einfach mal mit Windelfrei loszulegen? Oder machst du schon Windelfrei? Schreibs mir gerne in die Kommentare.
Auf jeden Fall: Viel Spaß beim Ausprobieren! Und wenn du noch mehr Tipps und Anregungen brauchst, dann meld dich einfach. Happy windelfrei-ing!
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